Laterna Magica, Geschichten und der perfekte Ton: Die Geheimnisse einer unvergesslichen Rede

Seelsorger oder Dienstleister? Ein persönlicher Blick auf Trauerreden

Liebe Raphaela, der Abschied von Günter liegt bereits ein paar Tage zurück und im Nachklang der Lebensfeier wird uns bewusst, wie einfühlsam und umfangreich du die zuvor gehörte Lebensgeschichte uns Trauernden vermittelt hast. Mit dem Gedicht „ohne Schmerzen, fast“ von Jochen Jülicher, hast du das Tor der Erinnerungen an Günters Biografie für uns geöffnet und in unterschiedlichen Facetten verfolgt. Es war für mich ein erstes persönliches Kennenlernen, das von viel Sympathie und Wertschätzung füreinander geprägt war. Beides fand im Verlauf der Lebensfeier einschließlich dem Abschied am Grab seine Fortsetzung. Ich, zusammen mit meiner kleinen Familie und den Freundinnen und Freunden, wir danken dir für die erinnerungswürdigen Momente, die du für uns bereitgestellt hast! Herzliche Grüße, Anneliese W.

Wenn es um die Gestaltung von Trauerfeiern geht, gibt es zwei grundlegend verschiedene Ansätze, die ich immer wieder beobachte: den seelsorgerischen Zugang eines freien Theologen und den kreativen, dienstleistungsorientierten Zugang eines freien Redners oder einer Rednerin. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und sprechen unterschiedliche Bedürfnisse der Trauernden an. Als freie Rednerin empfinde ich oft, dass mein Ansatz eine ganz eigene, besondere Qualität hat, gerade weil ich bewusst keine Seelsorgerin bin. Aber dazu später mehr.

Der seelsorgerische Ansatz der freien Theologen

Freie Theologen sehen sich häufig als geistliche Begleiter. Sie bringen nicht nur eine Botschaft, sondern auch eine Präsenz mit, die Trost spenden soll. Ihr Auftrag geht oft über die Gestaltung der Trauerrede hinaus: Es geht darum, Halt zu geben, Orientierung zu bieten und für die Angehörigen da zu sein – manchmal auch in einer spirituellen Dimension.

Dieser Ansatz ist geprägt von tiefem Mitfühlen und dem Wunsch, einen Raum zu schaffen, in dem die Trauer Platz findet. Doch genau dieser Anspruch kann auch eine Herausforderung sein. Seelsorger fühlen sich oft einem inneren Auftrag verpflichtet, und diese Verantwortung wiegt schwer. Die Arbeit erfordert eine starke persönliche Präsenz und ein hohes Maß an Empathie. Gleichzeitig kann es passieren, dass der Wunsch zu helfen oder Sinn zu stiften den Blick auf die Bedürfnisse der Angehörigen überlagert. Nicht jede Familie sucht Trost auf diese Weise, und nicht jeder Trauerprozess braucht einen spirituellen Rahmen.

Der freie Redner: Durchlässigkeit und Kontakt zu sich selbst

Und hier komme ich ins Spiel – als freie Rednerin. Mein Ansatz ist ein anderer, und ich habe mich bewusst dafür entschieden. Ich sehe mich nicht als Seelsorgerin, sondern als Dienstleisterin. Meine Aufgabe ist es, mit gutem Handwerkszeug, viel Fingerspitzengefühl und einem offenen Ohr für die Angehörigen da zu sein.

Ein Bild, das mir immer wieder kommt, ist das der Laterna Magica: Ich mache das innere Licht an und lasse den Verstorbenen für einen Moment lebendig werden – durch Geschichten, Bilder und Worte. Mein Ziel ist es, dass die Angehörigen den geliebten Menschen noch einmal vor sich sehen, ihn hören und fühlen können. Und danach dimmt sich das Licht, und ich begleite sie auf den letzten Schritten des Abschieds.

Ein wesentlicher Unterschied zu einem seelsorgerischen Ansatz ist, dass ich dabei keine persönliche Agenda habe. Ich trage keinen inneren Auftrag in mir, der mir sagt, ich müsse trösten, heilen oder Orientierung geben. 

Mein Fokus liegt allein auf den Geschichten, den Erinnerungen und der Haltung der Angehörigen. Ich schreibe ohne Ego.

Das bedeutet, ich stelle meine eigenen Vorstellungen komplett zurück. Ich bin Kanal, nicht Botschafter. Mein eigenes Wollen oder Müssen – das Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu erreichen oder eine bestimmte Botschaft zu übermitteln – bleibt außen vor. Das gibt mir eine Freiheit, die ich sehr schätze: Ich kann mich zu 100 % auf die Emotionen, Wünsche und Worte der Familie einlassen.

Ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit als freie Rednerin – und etwas, das oft unterschätzt wird – ist der Kontakt zu meinen eigenen Gefühlen. Genau wie ein Seelsorger muss ich in der Lage sein, meine innere Welt wahrzunehmen und zu reflektieren, um wirklich offen und empfänglich für die Emotionen der Trauernden zu sein. Denn nur dort, wo ich in Kontakt mit mir selbst bin, kann ich erkennen, wie es den anderen geht.

Dieser Gedanke hat eine starke Grundlage in der Gestalttherapie, die den Begriff „Kontakt“ zentral stellt. Kontakt bedeutet hier, dass ich präsent bin – im Hier und Jetzt, bei meinen eigenen Empfindungen und gleichzeitig offen für die Begegnung mit anderen. Es geht darum, die eigene Gefühlswelt nicht zu unterdrücken, sondern wahrzunehmen und zu akzeptieren. Diese innere Offenheit schafft die Grundlage dafür, wirklich durchlässig für die Geschichten und Emotionen der Angehörigen zu sein.

In meiner Arbeit merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, bei mir zu bleiben, statt mich von den Erwartungen oder Gefühlen der Trauernden überwältigen zu lassen. Dieser innere Kontakt hilft mir, empathisch zu bleiben, ohne mich selbst zu verlieren. Er gibt mir die Stabilität, die ich brauche, um auch schwierige oder komplexe Trauersituationen zu begleiten. Gleichzeitig ermöglicht er es mir, feine Nuancen wahrzunehmen – ein Zögern, ein unausgesprochenes Bedürfnis oder die kleinen Bruchstücke einer Erinnerung, die ich in meine Rede einflechten kann.

In Kontakt mit sich selbst zu sein, bedeutet für mich als Rednerin auch, authentisch zu bleiben. Wenn ich nur eine Rolle spiele oder mich hinter einer Fassade verstecke, spüren die Angehörigen das. Die Verbindung bleibt flach, die Worte erreichen sie nicht wirklich.

Aber wenn ich mich selbst spüre – meine eigene Ruhe, aber auch meine eigene Verletzlichkeit –, dann entsteht eine echte Begegnung. Und aus dieser Begegnung heraus kann ich Worte finden, die berühren und tragen.

Dieser Kontakt zu mir selbst beeinflusst auch meine Haltung und Einstellung. Er hilft mir, weder zu distanziert noch zu überwältigt zu sein. Ich kann mitfühlen, ohne mich aufzudrängen. Ich kann loslassen, ohne mich zurückzuziehen. Und ich kann für die Angehörigen da sein, ohne dabei die Verbindung zu mir selbst zu verlieren.

Die Fähigkeit, in Kontakt mit sich zu sein, ist daher kein Gegensatz zur Durchlässigkeit, sondern ihre Voraussetzung. Nur wenn ich mich selbst spüre, kann ich die Geschichten der anderen aufnehmen, sie sortieren und ihnen eine Form geben, die ihren eigenen Raum und ihre eigene Würde hat.

Ausbildung zum freien Redner: Die Heldenschmiede Bremen

In unserer Ausbildung zum freien Redner oder in den Intensivtagen für Trauerredner arbeiten wir genau an diesen Aspekten. Wir legen großen Wert auf die Entwicklung der richtigen Haltung und Einstellung sowie auf das ego-lose Schreiben. Unsere Programme stärken deine Stimme, deinen Atem und deine Gedanken. Wir unterstützen dich dabei, Geschichten zu finden und sie angemessen aufzubereiten. Zudem vermitteln wir Fragetechniken, die es den Angehörigen erleichtern, mit dir in tiefgehende Gespräche zu kommen.

Unsere Rednerausbildung Kompakt umfasst drei Module:

Reden schreiben: Hier tauchst du in die Welt der Reden ein, lernst verschiedene Redearten kennen und entwickelst erste Schritte zu Wirkung und Präsenz. Du erfährst, wie du durch Sprache Eindruck hinterlassen und eine emotionale sowie kraftvolle Storyline aufbauen kannst

Reden halten: In diesem Modul geht es um Atem- und Stimmtechniken, den Einsatz von Medien sowie den Dreiklang von Körpersprache, Stimme und Inhalt. Du lernst verschiedene Präsentationsformen kennen und erfährst, wie du das Timing deiner Rede optimierst.

Redner:in sein: Hier bereiten wir dich auf den Ernstfall vor und unterstützen dich dabei, mit Lampenfieber umzugehen, Entspannungstechniken zu erlernen und ein effektives Warm-up zu entwickeln. Du wirst mit dem 4-Ohren-Modell vertraut gemacht und lernst, wie du Gefühle und Humor gezielt einsetzt, den richtigen Ton triffst und Mut zur Pause findest. Den Abschluss bildet eine Generalprobe mit Publikum, bei der du dein neu erworbenes Wissen praktisch anwenden kannst.

Unsere Ausbildung legt großen Wert auf die Entwicklung einer authentischen Haltung und Einstellung sowie auf das ego-lose Schreiben. Wir stärken deine Stimme, deinen Atem und deine Gedanken. Du lernst, Geschichten zu finden und sie angemessen aufzubereiten. Zudem vermitteln wir dir Fragetechniken, die es den Angehörigen erleichtern, mit dir in tiefgehende Gespräche zu kommen.

Für eine noch spezifischere Vertiefung bieten wir Intensivtage für Trauerredner:innen an. Hier erhältst du neue Anregungen und Inspirationen für deinen gelungenen Auftritt als freie:r Trauerredner:in.

Wenn du deine Fähigkeiten weiter ausbauen möchtest, steht dir unser Präsentationstraining zur Verfügung. In diesem 2-tägigen Präsenz-Workshop lernst du, deine maximale persönliche Wirkung zu entfalten, kreative Kommunikationskompetenz zu entwickeln und exzellent zu präsentieren und zu moderieren.

Wir freuen uns darauf, dich auf deinem Weg zu einer herausragenden Rednerin oder einem herausragenden Redner zu begleiten. Besuche uns in der Rednerschule der Heldenschmiede Bremen und entdecke unser vielfältiges Angebot. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, deine Rednerfähigkeiten auf das nächste Level zu heben. Melde dich noch heute an und werde Teil unserer inspirierenden Gemeinschaft!

Ausbildung zum freien Redner: Die Heldenschmiede Bremen

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Reden halten: In diesem Modul geht es um Atem- und Stimmtechniken, den Einsatz von Medien sowie den Dreiklang von Körpersprache, Stimme und Inhalt. Du lernst verschiedene Präsentationsformen kennen und erfährst, wie du das Timing deiner Rede optimierst.

Redner:in sein: Hier bereiten wir dich auf den Ernstfall vor und unterstützen dich dabei, mit Lampenfieber umzugehen, Entspannungstechniken zu erlernen und ein effektives Warm-up zu entwickeln. Du wirst mit dem 4-Ohren-Modell vertraut gemacht und lernst, wie du Gefühle und Humor gezielt einsetzt, den richtigen Ton triffst und Mut zur Pause findest. Den Abschluss bildet eine Generalprobe mit Publikum, bei der du dein neu erworbenes Wissen praktisch anwenden kannst.

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