Raphaela Dell
Mit einer Kombination aus Psychologie, Organisationslehre und Methoden aus der Welt der Kultur und der Philosophie, befähigt sie Menschen ihr Potential voll zu nutzen.
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Von der Schönheit des Unbequemen
Ehrenamt als Ehrenamt: Warum Engagement mehr ist als nur ein Hobby
Es ist ein kalter Donnerstagabend, und der Regen prasselt an die Fensterscheibe. Draußen ist es ungemütlich, drinnen locken die Couch und Netflix. Doch anstatt es mir bequem zu machen, packe ich meine Tasche, ziehe meine Jacke über und mache mich auf den Weg. Warum? Weil heute ein Zivilcourage-Workshop in einer Bremer Schule ansteht, und ich habe mich verpflichtet, diesen zu leiten.
Manchmal frage ich mich in solchen Momenten: Warum tue ich das? Warum nicht einfach mal absagen und den Abend für mich nutzen? Und dann fällt mir wieder ein, was meine Oma immer gesagt hat: „Mach Dich einfach nützlich! Dann ergibt sich der Rest von allein.“ Und sie hatte recht. Denn genau das ist es, was Ehrenamt für mich so besonders macht: Es geht nicht um mich, sondern um etwas Größeres.
Ehrenamt ist keine Schönwetter-Beschäftigung
Ehrenamt ist wunderbar, keine Frage. Aber es ist auch manchmal unbequem, anstrengend und mühsam. Es ist nicht nur dieses Instagram-taugliche Bild von lachenden Helfern bei Sonnenschein, sondern auch der Einsatz im Regen, wenn niemand hinschaut. Es ist die Herausforderung, eine schwierige Klasse für das Thema Zivilcourage zu begeistern. Und es ist die Überwindung, wenn der eigene Terminkalender überquillt, aber man dennoch seine Zusage einhält.
Wer ein Ehrenamt übernimmt, entscheidet sich für Verbindlichkeit – und das ist gut so. Es ist eine Ehrensache, wie es der Name schon sagt. Denn Ehrenamt ist mehr als ein Hobby. Es bedeutet, sich einer Sache mit Hingabe zu widmen, auch wenn es gerade nicht bequem ist.
Warum Ehrenamt in Plateau-Phasen besonders wertvoll ist
Ich habe festgestellt, dass mein Ehrenamt gerade dann besonders bedeutsam wird, wenn sich beruflich oder privat eine Plateau-Phase abzeichnet. Du kennst das vielleicht: Wenn Projekte stagnieren, Kunden sich Zeit lassen und man innerlich unruhig wird. Oder wenn man eine private Krise durchlebt und das Gedankenkarussell kein Ende nehmen will.
In solchen Momenten könnte ich mich selbst bemitleiden oder ins Fitnessstudio gehen, um meinen Körper abzulenken. Aber stattdessen wähle ich eine andere Ebene: Ich mache mich nützlich. Anstatt um mich selbst zu kreisen, lenke ich meine Energie in eine Tätigkeit, die anderen dient – und dadurch auch mir.
Das ist für mich das Besondere an meiner Arbeit für das Team Zivilcourage: Es erdet mich, gibt mir einen Sinn und zeigt mir, dass ich auch in schwierigen Zeiten etwas bewirken kann. Es ist wie ein kleiner Kompass, der mir die Richtung weist, wenn ich selbst gerade nicht so recht weiß, wo es langgeht.
Wie beim „Glücksprinzip“: Unbequem, aber wertvoll
Erinnerst du dich an den Film Das Glücksprinzip? Dort geht es um die Idee, drei Menschen etwas Gutes zu tun, die sich dann wiederum bei anderen revanchieren. Eine kraftvolle Idee – und genauso funktioniert Ehrenamt. Es ist oft anstrengend und erfordert Überwindung, aber genau das macht es so wertvoll.
Ich habe gelernt, dass Ehrenamt kein „leichter Weg“ ist. Es fordert dich heraus, bringt dich ins Schwitzen und führt dich manchmal an deine Grenzen. Aber es gibt dir auch so viel zurück: das Lächeln eines Kindes, das in deinem Workshop den Mut findet, seine Meinung zu sagen. Die Dankbarkeit eines Teams, das merkt, dass es nicht allein ist. Und das tiefe Gefühl, dass du Teil von etwas Größerem bist.
Ehrenamt ist eine bewusste Verpflichtung
In einer Welt, die von Unverbindlichkeit geprägt ist – von kündbaren Abos bis zu lockeren Beziehungen – ist das Ehrenamt ein Kontrapunkt. Es fordert Verbindlichkeit. Es fordert, dass du erscheinst, auch wenn es nicht bequem ist. Und es fordert, dass du durchhältst, selbst wenn es mal schwierig wird.
Natürlich gibt es Ausnahmen. Manchmal erfordern persönliche oder gesundheitliche Gründe einen Rückzug. Aber im Kern sollte Ehrenamt immer auch eine Ehrensache sein: eine Verpflichtung, die du nicht leichtfertig eingehst und nicht leichtfertig aufgibst.
Ehrenamt macht glücklich – langfristig
Es gibt unzählige Studien, die zeigen, dass Ehrenamt glücklich macht. Aber Glück ist dabei kein Sofort-Lieferdienst. Es kommt nicht mit dem ersten Workshop oder dem ersten Dankeschön. Es kommt mit der Zeit.
Ehrenamt erfüllt vier zentrale Bedürfnisse:
1️⃣ Beziehung: Du knüpfst Verbindungen zu anderen Menschen, die deine Werte teilen.
2️⃣ Autonomie: Du entscheidest, wie und wo du dich engagierst.
3️⃣ Kompetenz: Du lernst neue Fähigkeiten und setzt deine Stärken ein.
4️⃣ Sinn: Du trägst zu etwas Größerem bei, das über dich hinausgeht.
Dieses tiefe Glücksgefühl baut sich langsam auf – und es bleibt.
Der innere Schweinehund: Dein bester Lehrer
Es gibt Tage, an denen es schwerfällt, sich aufzuraffen. An denen der innere Schweinehund lauter schreit als jede Motivation. Aber genau in diesen Momenten wächst du. Jedes Mal, wenn du dich aufraffst, stärkst du deine Selbstdisziplin. Und jedes Mal, wenn du eine Herausforderung meisterst, wächst dein Selbstbewusstsein.
Meine Oma hatte recht: Wenn du dich nützlich machst, ergibt sich der Rest oft von allein. Ehrenamt ist wie ein Fitnessstudio für die Seele – manchmal anstrengend, aber immer lohnenswert.
Fazit: Die Schönheit des Unbequemen
Ehrenamt ist keine leichte Sache. Es kostet Zeit, Energie und manchmal auch Nerven. Aber genau das macht es so wertvoll. Es zeigt dir, wozu du fähig bist. Es verbindet dich mit anderen. Und es gibt dir das unschlagbare Gefühl, gebraucht zu werden.
Also, wenn du überlegst, ein Ehrenamt aufzunehmen, dann geh es mit dem richtigen Mindset an: Sei bereit, dich zu verpflichten. Sei bereit, dich zu überwinden. Und sei bereit, ein Teil von etwas Größerem zu werden. Denn am Ende wirst du sehen: Es war jede Mühe wert.
Und wer weiß? Vielleicht wirst du eines Tages – wie ich – an einen regnerischen Donnerstagabend zurückdenken und lächeln, weil du genau da etwas Großes bewirkt hast. 🌟